Erste Schritte zur Transformation
Mit einem Pilotprojekt Erfahrungen sammeln
Michael Thron, Vorstand der objective partner AG
Veröffenlicht in: DiALOG - DAS MAGAZIN FÜR ENTERPRISE INFORMATION MANAGEMENT | MÄRZ 2017
Der Begriff „Digitalisierung“ und die verwandte Formel von der digitalen Transformation haben schon seit längerem mediale Hochkonjunktur. Es vergeht beinahe kein Tag, an dem nicht irgendeines der bekannten Fachmedien und -blogs über digitale Projekte, Produkte und Services berichtet. Viele Mittelständige halten das Thema zwar für sehr wichtig, aber nur wenige planen konkrete Digitalisierungsprojekte - von der Umsetzung ganz zu schweigen.
Drei Ebenen der Digitalisierung
Das liegt sicher auch daran, dass es verschiedene Ebenen der Digitalisierung gibt, die häufig zu stark vermischt werden oder als nicht trennbar betrachtet werden. Aus der Sicht von objective partner gehören zur Digitalisierung drei wichtige und große Themen:
Optimierung: Die Digitalisierung kann Unternehmen dabei helfen, Prozesse durch moderne, digitale Technologien agiler zu machen. Dabei geht es nicht um reine Geschwindigkeit, sondern um Verbesserung der Wertschöpfung oder eine möglichst flexible Reaktionen auf Marktbedingungen und vor allem auf die Wünsche und Präferenzen der Kunden. Beispiele sind hier Apps, die bei Logistik-/ oder Service-Prozessen auf der Seiten der Kunden, Partner und des Unternehmens genutzt werden, um durchgängige Prozesse zu gestalten.
Führung wird immer wichtiger
Zweifellos, die meisten Unternehmen werden sich in den kommenden Jahren stark verändern. Neben ihren Strukturen und den Arbeitsbeziehungen in ihnen werden sich oft auch ihre Geschäftsmodelle wandeln. Doch eines wird sich nicht verändern: der Mensch Mitarbeiter. Er wird sich weiterhin Halt und Orientierung wünschen – gerade wenn im Unternehmen selbst und in dessen Umfeld scheinbar alles im Fluss ist.
Doch wer soll ihm dieses Gefühl vermitteln, wenn im Unternehmen sozusagen alles permanent auf dem Prüfstand steht? Letztlich können dies nur die Führungskräfte sein. Deshalb ist die These nicht gewagt: Führung wird künftig in den Unternehmen immer wichtiger werden – gerade weil es im Unternehmenskontext sonst nichts mehr gibt, worauf man als Mitarbeiter bauen und vertrauen kann.
Führung muss sich ändern
Soweit, so beruhigend. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sich Führung nicht verändert. Im Gegenteil! Die Art zu führen, muss sich im digitalen Zeitalter radikal wandeln. Denn folgende Entwicklungslinien sind in den Unternehmen unverkennbar.
- Die für den Unternehmenserfolg relevanten Leistungen werden zunehmend von bereichs- und oft sogar unternehmensübergreifenden Teams erbracht.
- Die für die Kunden erbrachten Lösungen setzen immer mehr Spezialwissen voraus, das die Führungskräfte oft selbst nicht haben.
- Die von den Unternehmen erarbeiteten Strategien, Planungen usw. haben eine immer kürzere Gültigkeitsdauer. Und:
- Die Führungskräfte und ihre Bereiche stehen immer häufiger vor Herausforderungen, für die sie noch keine Lösung haben.
Wie ist in einem solchen Umfeld erfolgreiche Führung möglich – wenn die Führungskräfte einen immer geringeren (disziplinarischen) Zugriff auf ihre Mitarbeiter haben und – salopp formuliert – auch nicht schlauer als diese sind?
Führungskräfte müssen „Marken“ werden
Nach dem klassischen Befehl- und Gehorsam-Prinzip ist dies nicht möglich; ebenso wenig dadurch, dass die Führungskräfte versuchen, sich als Alles-besser-Wisser zu profilieren. Der einzig mögliche Lösungsweg ist: Die Führungskräfte müssen sich zu echten Leadern entwickeln, also Persönlichkeitsmarken, denen die Mitarbeiter vertrauen.
Eine Marke kennzeichnen zwei Faktoren. Erstens: Sie ist aufgrund ihres Auftritts beziehungsweise Erscheinungsbilds wiedererkennbar. Und zweitens: Sie gibt den Kunden ein klares Leistungsversprechen – so wie dies zum Beispiel die Unternehmen Audi und BMW mit ihren Slogans „Vorsprung durch Technik“ beziehungsweise „Freude am Fahren“ tun.
Erkennbar für gewisse Werte stehen
Ähnlich verhält es sich mit Fühungskräften, die eine „Persönlichkeitsmarke“ sind. Auch sie stehen für ihr Umfeld erkennbar für konkrete Werte und Überzeugungen, die sich in ihrem Verhalten zeigen. Also lautet eine Anforderung an Führungskräfte, die eine Persönlichkeitsmarke werden möchten: Sie müssen sich ihrer Werte und Überzeugungen sowie Stärken bewusst werden – also darüber, was sie als Person einzigartig und unverwechselbar macht. Dazu zählt auch das Kennen der eigenen Schwächen. Denn erst aus dem Bewusstsein unserer Stärken und Schwächen erwächst das erforderliche Selbstverständnis für unsere mögliche Wirkung. Und dieses hilft uns wiederum, nicht nur an „Schönwetter-Tagen“, sondern auch, wenn es (im Unternehmen oder Markt) „stürmt und schneit“ eine souveräne Haltung einzunehmen und zu zeigen. Und dies ist wiederum ein Signal für unsere Umwelt: Dieser Marke beziehungsweise Person kannst du vertrauen.
Sich präsentieren und vermarkten
„Werden Sie als Führungskraft eine Marke und präsentieren und vermarkten Sie sich entsprechend“ – diese Aufforderung stößt bei vielen Führungskräften auf Vorbehalte. Denn mit dem Begriff „Vermarktung“ assoziieren sie Attribute wie „schrill“ und „laut“. Doch nur wenige Marken sind so schrill und laut wie Afri Cola. Weit mehr setzen auf ein unaufgeregtes Under-Statement.
Ähnlich verhält es bei der Selbst- Vermarktung von Führungskräften. Auch hier geht es nicht darum, stets am lautesten zu schreien, sondern immer wieder nach außen zu zeigen und zu artikulieren,
- wofür man steht und
- was einem als Person wichtig ist.
Denn so entstehen Glaubwürdigkeit und somit Vertrauen. Und diese Faktoren werden für den Führungserfolg in der von Veränderung geprägten VUCA-Welt immer wichtiger.
Ableitung der richtigen Ansprache und Angebote, die Nutzung der richtigen Kanäle und das Erzeugen von Mehrwerten für den Kunden sind hier häufig Ziele der Digitalisierung.
Geschäftsmodelle: Die Königsdisziplin der Digitalisierung ist das Einführen innovativer, wertschöpfender Geschäftsmodelle. Sie werden oft überhaupt erst durch digitale Technologien möglich. Ein Beispiel ist das unkomplizierte Car Sharing auf Basis einer App mit Fahrzeugsuche, das ohne feste Parkplätze auskommt oder der Aufbau neuer Vertriebskanäle und Mehrwertdiensten die vorher nicht oder nur schwer möglich waren.
Diese drei Themen sind zugleich die Ansatzpunkte für Digitalisierungsprojekte. Doch keinesfalls sollte sich ein Mittelständler direkt zu Anfang in ein Großprojekt stürzen und dabei ein großes
Risiko des Scheiterns eingehen. Ein fokussierter Beginn mit einem kleineren Pilotprojekt ist ein wichtiger Schritt zum Erfolg in der digitalen Transformation. Durch die vergleichsweise
schnelle Umsetzung entstehen wertvolle Erfahrungen, die in andere Fachbereiche übertragen werden können.
Responsive / Multi Channel Anwendungen als digitale Pilotprojekte
Bevor ein solches Projekt gestartet werden kann, steht die IT-Leitung vor entscheidenden Fragen wie: welche neuen Technologien, Systeme und Lösungen müssen in das Technologie- und
Anwendungsportfolio aufgenommen werden und wie passt dies zu bestehenden Architekturen und Bebauungsplänen? Gerade als SAP Anwender bieten sich eine Vielzahl von Möglichkeiten. Ist
eine Cloud Strategie die richtige oder ist ein Start on Premise sinnvoller? Native Entwicklung für ein mobiles Endgerät oder doch lieber SAP UI5? Welche Vorteile bietet Fiori? Brauche ich gleich
die SAP HANA oder kann ich erst mal ohne starten? Hilft mir die HCP? Was brauche ich um die Anforderungen des Fachbereichs zu erfüllen und was ist mit dem Thema Sicherheit?
objective partner hat bereits viele Kunden bei Ihren digitalen Pilotprojekten begleitet.
Ein fokussierter Beginn mit einem kleineren Pilotprojekt ist ein wichtiger Schritt zum Erfolg in der digitalen Transformation.
Realisierung waren hier Bestandteil der Aufgabe. Aus bestehenden Erfahrungen zeigte sich, dass für die Durchführung eines Pilotprojektes ein möglichst geringes Investitionsvolumen, hoher Business
Impact und schnelle Projektdurchlaufzeit von großer Bedeutung sind. In Folge dieser Anforderungen sind es meist Anwendungen, die Prozesse mit einem guten Anteil an manuellen Tätigkeiten
digitalisieren und vollständige auf responsive, multi channel Applikations setzen. Ein typisches Projekt dieser Art hat objective partner vor kurzem für einen seiner Kunden umgesetzt. Es
handelt sich dabei um ein Unternehmen, das Betriebe in der Systemgastronomie mit den notwendigen Produkten versorgt. Hier gibt es einige Besonderheiten zu beachten: Die Mengenangaben für
die Bestellungen werden zentral vor Ort eingetragenen Verbrauchswerten zusammengeführt und an den Logistiker übertragen. Doch dieser automatisch ermittelte Bedarf ist für einzelne Restaurants gelegentlich nicht ausreichend. So können beispielsweise lokale Großveranstaltungen dazu führen, dass bestimmte Produkte für einen kurzen Zeitraum stärker nachgefragt werden. Hier war
es nun üblich, per Fax oder Telefon die vorgefertigten Bestellungen nachträglich zu korrigieren. Mängel in der Lieferung, etwa falsche oder fehlende Produkte, wurden auf dieselbe Weise gemeldet.
objective partner hat gemeinsam mit dem Kunden den Prozess der Bestellung und Lieferung vollständig digitalisiert. Sowohl beim Kunden als auch beim Logistiker kommen mobile multichannel
Apps zum Einsatz, die den Bestellprozess inklusive der manuellen Nachkorrektur und der Lieferkontrolle nun unterstützen. Mit einem einfachen Daumendruck können die Mitarbeiter
nun die Bestellungen vor Ort auf ihrem Smartphone sehen und somit Mengenangaben oder Fehlbestellungen unkompliziert ändern.
Ein weiteres Beispiel für ein digitales Pilotprojekt, das zusätzlich, neben einer höheren Effizienz auch einen neuen Kommunikationskanal zu den Kunden eröffnet, stammt aus der Pharmabranche.
Hierbei ging es um ein Bestellsystem für Probepackungen von Medikamenten. Bislang mussten Arztpraxen auf traditionelle Weise über Telefon und Fax bestellen. Doch nach dem digitalen Pilotprojekt
erhielten sie eine mobile App, mit der sie die Bestellungen sehr einfach aufgeben konnten. Bereits vorhandene Medikamente werden einfach durch Scannen des Barcodes bestellt.
Doch die App erleichtert nicht nur den Bestellprozess, sie gibt dem Pharma-Unternehmen auch die Möglichkeit, die Kommunikation mit dem Arzt aufzunehmen. Dadurch bekommt der Arzt jetzt zielgerichtete Informationen, etwa über neue Medikamente, aktuelle Studien und Forschungsergebnisse. Erfahrungsgemäß ist die Aufnahmebereitschaft von Infos über eine solche
App deutlich höher als bei herkömmlichen Methoden wie Werbebriefe oder Newsletter.
Die beiden Beispiele zeigen, dass bei der digitalen Transformation nicht unbedingt ein großer Wurf am Beginn stehen muss. Ein guter Anfang ist die Umsetzung eines Digitalprojektes in
einem Randbereich, das aber für die Anwender einen hohen Nutzwert haben sollte. Dadurch steigt die Akzeptanz des digitalen Wandels im Unternehmen und in weiteren Projekten kann dann eine
umfassende Digitalstrategie mit veränderten oder neuen Geschäftsmodellen verwirklicht werden.
objective partner wurde 1994 gegründet und begleitete damit von Anfang an eine Entwicklung, die heute mit den Begriffen „Digitalisierung“ oder „Digitale Transformation“ gefasst wird. Seitdem agieren wir unabhängig und auf vielfältige Weise - eben objektiv und partnerschaftlich – da wir seit unserer Gründung eigenfinanziert und inhabergeführt sind. Jedes Projekt wird zur Chefsache und von ca. 60 Experten umgesetzt. Wir arbeiten an unserem Standort in Weinheim und bundesweit, gestützt durch die Erfahrung aus mehr als 1500 Kundenprojekten für über 300 Kunden rund um die Themen: Systemintegration, Zukunftssichere IT-Architekturen und IT-Betriebskonzepte, Mobile Apps und Backend-Anbindung, Individualapplikationen, Data & Business Analytics, IoT und SAP Solutions. Interdisziplinär und messbar erfolgreich.
www.objective-partner.de