Botschafterin für das neue Zeitalter der digitalen Herausforderungen
Trendersetter im Gespräch
Veröffentlicht in: DiALOG - DAS MAGAZIN FÜR ENTERPRISE INFORMATION MANAGEMENT | MÄRZ 2019
Frau Prof. Dr. Katrin Klodt-Bußmann, Studiendekanin Wirtschaftsrecht an der HTWG Konstanz, ist Botschafterin und überzeugte Trendsetterin für das „neue“ Zeitalter der digitalen Herausforderungen. Sie hinterfragt, setzt Akzente und geht bewusst mit neuen Methoden voran. Viele Gründe, um mit ihr über das Thema Enterprise Information Management zu fachsimpeln, Ansätze in Forschung und Lehre zu diskutieren und sich über pragmatische Konzepte auszutauschen. Sie hat dabei in ihrer Fakultät die Gestalter von morgen quasi in ihrem täglichen Umfeld, sie berät Unternehmen unter anderem mit ihrer Expertise für die Herausforderungen der Legal Tech Gestaltung des Alltags und gibt ihr Wissen in verschiedene Organisationen weiter. Sie engagiert sich im wissenschaftlichen Beirat einer Prozessfinanzierungsgesellschaft in der Schweiz, ist Mitglied der DIS, Deutschen Institution für Schiedsgerichtbarkeit, der IBA, International Bar Association, und ist ganz nebenbei auch noch Familienmensch. Ob Berufung, Ehrenamt oder Familie – überall in Aktion, darüber wollen wir gerne mehr erfahren.
Schaar: Frau Klodt-Bußmann, wir freuen uns Sie heute vorstellen zu dürfen. Nach Ihrem Studium waren Sie zuerst in der Praxis tätig, jetzt unterrichten Sie hier an der Fakultät die junge Generation, die digital native, das macht mich neugierig: Wer sind Sie und was hat Sie dazu bewogen hier zu sein?
Klodt-Bußmann: Seite 2012 bin ich jetzt an der Hochschule und lehre dort im Bereich Wirtschaftsrecht, überwiegend internationales Wirtschaftsrecht. Mein Weg an die Hochschule war nicht ganz geradlinig. Zunächst habe ich Volkswirtschaftslehre in Konstanz studiert und nach einem Auslandssemester in Marseille, Frankreich, und dem Abschluss des Vordiploms auf Jura gewechselt. Das erste Staatsexamen sowie die Referendarzeit habe ich in Konstanz verbracht, jedoch wiederum mit einigen Auslandsunterbrechungen wie etwa für ein Praktikum in einer Rechtsanwaltskanzlei in Sydney, Australien, oder an der deutschen Botschaft in Rabat, Marokko. Sprachen und interkulturelle Erfahrungen waren von Anfang an meine Leidenschaft und haben meinen weiteren beruflichen Lebensweg geprägt und wahrscheinlich auch erst ermöglicht. Meine ersten beruflichen Erfahrungen durfte ich in einer internationalen Wirtschaftskanzlei im Bereich M&A machen, übrigens noch ganz „undigitalisiert“ [lacht]. Bereits dort habe ich mein Wissen aus den Wirtschaftswissenschaften sehr zu schätzen gelernt und erkannt, dass diese Kombination für zahlreiche Tätigkeiten unabdingbar ist. Genau dieser Mix hat mich seitdem fasziniert.
Schaar: Wo waren dann Ihre ersten Schritte als Unternehmensjuristin? Ich frage nach, weil der „Unternehmensjurist oder Legal Advisor“ in den Unternehmen noch keine so lange Tradition hat wie beispielsweise die Bereiche Sales oder Einkauf. Nannten Sie sich schon Unternehmensjuristin?
Klodt-Bußmann: Meine ersten Schritte als Unternehmensjuristin habe ich 2004 in München bei der Knorr-Bremse AG in der klassischen zentralen, konzernweiten Rechtsabteilung gemacht. Juristen haben im Unternehmen selbstverständlich schon sehr lange Tradition. Neu ist eher das Rollenverständnis der Rechtsabteilung und damit verbunden der Unternehmensjuristen. Die Rechtsabteilung ist in vielen Bereichen und Projekten mittlerweile federführend im Lead. Der Unternehmensjurist ist folglich nicht mehr nur isoliert mit juristischen Fragestellungen konfrontiert, sondern führt auch die wirtschaftlichen Interessen in den Projekten mit zusammen. Genau diese Art zu arbeiten, „Mitspieler“ im operativen Geschäft zu werden, das technische Know-how kennenzulernen und mit den unterschiedlichsten Abteilungen und Tochterunternehmen im Konzern zusammenzuarbeiten, hat mich von Anfang an begeistert.
Schaar: …ein ausgewöhnlicher Weg. Ihre Erfahrungen aus all Ihren Stationen machen Lust darauf, mehr aus Ihrem Alltag und Ihren Motivationen zu erfahren. Halb geht da nicht, oder?
Klodt-Bußmann: Nein, ganz oder gar nicht!
Schaar: Genau! Und da gehen wir auch schon über zum wichtigsten Wettbewerbsgut Nr. 1, der Information oder dem Wissensmanagement selbst, was uns treibt, nämlich Digitalisierung. Was sind denn Ihre Erfahrungen mit diesem Thema, wie haben Sie die Digitalisierung in den letzten 10-15 Jahren entdeckt, erlebt und begleitet bzw. welchen Stellenwert hat sie denn heute?
Klodt-Bußmann: Die digitale Transformation hat inzwischen einen sehr hohen Stellenwert bei mir. Diesem hohen Stellenwert kann sich auch niemand mehr entziehen, der der jungen Generation im wirtschaftsrechtlichen Bereich ernsthaft einen guten Berufsstart ermöglichen möchte. Die bisherige Transformation hat mich intensiv begleitet. Mein Berufsleben hat eigentlich noch in der analogen Welt begonnen, etwa „in einem nach Schweiß stinkenden physischen Datenraum“. Ich erinnere mich noch sehr gut an mein erstes Projekt in einem kleinen Besprechungszimmer eines Business Centers, 20 Leute, jeder einen Ordner aus der endlosen „Ordnerwand“ vor sich und ein Diktiergerät. Die Texte für den Due Diligence Bericht wurden diktiert, die Tonbänder auf dem Tisch gestapelt, ins Büro gebracht und dort abgetippt. Heute wird dieser Prozess in der Regel durch einen virtuellen Datenraum ersetzt, in welchen man sich online einloggt. Immerhin hatten sich PCs sowie nach und nach auch Laptops bereits zu meinen Studienzeiten etabliert. Aber in den ersten Jahren habe ich noch viele Briefe unterschrieben, die heute überwiegend durch Emails abgelöst wurden. Inzwischen werden Emails von den Studierenden teilweise schon als „konservativ“ oder überholt angesehen… Im Unternehmen habe ich den Übergang vom physischen zum digitalen Aktenmanagement miterlebt. Auch im Beteiligungsmanagement wurden die über 170 Ordner nach und in digitale Systeme migriert.
Schaar: Ich habe meine Diplomarbeit noch mit der Schreibmaschine geschrieben, das ist heute unvorstellbar. Diskette gibt es nicht mehr, Kassette gibt es nicht mehr, und so weiter, also alle diese Elemente, die wir ja noch geschätzt haben, waren Übergangsstationen auf dem Weg. Bringt mich natürlich sofort zu dem Thema, Frau Klodt-Bußmann, wie wollen Sie heute Studierenden, junge Menschen, lehren, dass die Digitalisierung auf der einen Seite etwas ist, ohne das es nicht mehr geht, aber auf der anderen Seite werden Sie ihnen ja auch andere Botschaften mitgeben, nämlich Erfahrungen aus Ihrem eigenen Leben, lasst euch Zeit, aber bleibt nicht stehen oder wie handhaben Sie es?
Klodt-Bußmann: Der gesunde Mix ist die Herausforderung. Einerseits wollen wir die Studierenden optimal vorbereitet in die digitalisierte Berufswelt entlassen. Andererseits beobachten wir auch, dass der zunehmend digitalisierte Tagesablauf der Studierenden teilweise neue Probleme schafft. Das heißt, wir bemerken seit ca. 5 bis 6 Jahren, seit etwa WhatsApp im Aufmarsch ist, dass die Studierenden weniger bereit oder vielleicht sogar weniger fähig sind, ihren Alltag zu planen, zu strukturieren und effizient zu nutzen. Die ständige Erreichbarkeit und Vernetzung in Gruppen führt dazu, dass die persönliche face-to-face-Kommunikation zu einem vereinbarten Zeitpunkt zu kurz kommt. Es wird über den ganzen Tag spontan und zwischendurch kommuniziert und geplant. Dies hat zur Folge, dass der Tag keine thematische Struktur mehr erfährt und jegliche Aktivitäten durch Kommunikation zu den unterschiedlichsten Themen und unterschiedlichen Gruppen gestört wird, häufig mit der Folge, dass es neben konzentrierter Arbeit auch an richtiger Freizeit zum Ausgleich fehlt. An dieser Stelle versuchen wir die geplante „analoge“ face-to-face Zusammenarbeit zu fördern. Physische, persönliche Treffen sind unseres Erachtens essentiell wichtig für die effiziente Zusammenarbeit und auch die Weiterentwicklung der Persönlichkeit der Studierenden. Auch in unseren Vorlesungen legen wir großen Wert auf die persönliche Interaktion und Diskussion mit den Studierenden. Wir sind überzeugt, dass gerade die persönliche Ebene neben der digitalisierten Welt nie vergessen werden darf, auch später im Unternehmen. Sie können nicht alles durch Digitalisierung ersetzen.
Schaar: 2012 sind Sie hier im Fachbereich Wirtschaftsrecht gestartet und haben dann als jüngstes Kind quasi den Masterstudiengang...
Klodt-Bußmann: ... mit ins Leben gerufen und mitaufgebaut. Unser Kollegium hat bereits 2010 begonnen, zwei Jahre bevor ich dazu gekommen bin. Gestartet wurde 2010 mit dem Studiengang Wirtschaftsrecht, der seitdem sehr erfolgreich ist. Er ist noch immer der bewerberstärkste Studiengang an unserer Hochschule. Der Vorteil, als späterer Unternehmensjurist einen Abschluss im Wirtschaftsrecht anzustreben – also eine Kombination aus Jura und Wirtschaft –wird von den Studieninteressenten ganz klar erkannt. Wir haben in der Folge rasch den Bedarf erkannt, einen Masterstudienganges, Legal Management (LL.M.) als Aufbaumöglichkeit zum Bachelor Wirtschaftsrecht ins Leben zu rufen. Die Studierenden haben nun die Möglichkeit, sich bei uns vom Wirtschaftsjuristen zum Legal Manager weiterzuentwickeln. Nicht nur bei unseren Bachelorabsolventen sondern auch bei Absolventen aus dem gesamten Bundesgebiet ist unser Masterstudiengang seit der Einrichtung 2014 sehr gefragt.
Schaar: Jetzt haben Sie ja Jura studiert, würden Sie dann heute lieber als Wirtschaftsrechtsstudentin bei Ihnen in der Hochschule sitzen?
Klodt-Bußmann: Es gibt eigentlich keinen abstrakten Mehrwert für das eine oder das andere Studium. Das Wirtschaftsrechtsstudium ist wirklich ein Aliud zum Jurastudium! Die Wahl des Studienprogrammes sollte von den jeweiligen Zukunftsplänen abhängen. Mit dem Plan, später als Unternehmensjurist zu arbeiten, Verbandstätigkeiten zu übernehmen, ausgewählte Tätigkeiten in internationalen Organisationen oder einzelnen behördlichen Bereichen anzustreben würde ich heute das Wirtschaftsrechtsstudium vorziehen. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Die Kombination aus vertieftem wirtschaftsrechtlichen Wissen und wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnissen bringt insbesondere im und für das Unternehmen oder die Organisation einen sehr großen Mehrwert. Die isolierte Sichtweise geht an der Unternehmensrealität vorbei. Die inhaltliche Verknüpfung der beiden Bereiche wird zudem durch praxisnahe Lehre unterstützt. Unsere Studierenden kennen z.B. aus der Vorlesung bereits Geheimhaltungsvereinbarungen, haben schon selbst eine entworfen. Sie haben Unternehmensplanspiele durchlaufen, eine M&A Due Diligence als Case Study durchgeführt, arbeiten im Praxissemester sechs Monate Vollzeit in einem Unternehmen. Der überwiegende Teil unserer Studierenden schreibt die Abschlussarbeit zudem in einem Unternehmen. So lernen sie von Anfang an, ihre theoretischen Kenntnisse entsprechend dem Input im Unternehmen, in praktische Lösungen umzusetzen. Unsere Arbeits- und Lehrweise unterscheidet sich damit ganz wesentlich vom klassischen Jurastudium. Auch hierin sehen wir in Bezug auf die genannten Tätigkeiten einen ganz klaren Wettbewerbsvorteil.
Schaar: Wissen das Ihre Studierenden bei der Immatrikulation? Haben aus Ihrer Erfahrung die jungen Menschen, die Sie jetzt in Ihre Obhut bekommen, nämlich lehren dürfen, haben die überhaupt die Klarheit über den Mehrwert der Praxisintegration?
Klodt-Bußmann: Das ist immer die Frage. Also, vielleicht darf ich eines noch ergänzen. Wenn man ganz klar plant, in die Rechtsanwaltschaft zu gehen, Richter oder Staatsanwalt zu werden oder eine andere Richtung einschlagen möchte, bei welcher das Staatsexamen vorausgesetzt wird, dann muss man den jungen Menschen selbstverständlich zum Jurastudium raten. Andererseits liegt nahe, dass der spätere Unternehmensjurist eher das Wirtschaftsrechtsstudium vorziehen sollte. Das juristische Studium enthält Inhalte, die sie im Unternehmensalltag in der Regel nicht benötigen; im wirtschaftsrechtlichen Studium wiederum werden viele Themen der Unternehmenswelt vertieft, die sie im juristischen Studium überhaupt nicht wiederfinden.
Schaar: Eine nicht ganz leichte Vorentscheidung, oder?
Klodt-Bußmann: …viele Studierende haben klare Zukunftspläne, klarer als ich sie in diesem Alter hatte. Manche sind unentschieden und probieren es aus, lernen dann sehr schnell - auch durch unsere Begleitung - , welcher Weg für sie der richtige ist. Wir haben junge Leute, die in ein volljuristisches Studium wechseln, weil sie erkennen, dass ausschließlich juristische Fächer ihre Leidenschaft sind und sie sich vorstellen können, Rechtsanwalt oder Richter o.ä. zu werden. Es gibt auch zahlreiche Studierende, die im Jurastudium die Unternehmensrealität und den Praxisbezug vermissen und zu Wirtschaftsrecht wechseln. Ich kann diese Orientierungsphase sehr gut nachvollziehen. Ich habe ja selbst von Volkswirtschaftslehre auf Jura gewechselt…
Schaar: Praxis und Digitalisierung, für Unternehmensjuristen Legal Tech – untrennbar? Auch in ihrem Lehrstoff nicht mehr wegzudenken?
Klodt-Bußmann: Absolut! Wir schätzen an dieser Stelle auch Unterstützung „von außen“. Wir arbeiten unter anderem mit einer Expertin aus dem Bereich Legal Tech und (Legal) Design Thinking, Frau Astrid Kohlmeier, zusammen. Innovation und Recht ist ihre Leidenschaft. Sie ist Volljuristin und kombiniert dies mit dem Dasein als Designerin. Wir haben uns im Kollegium mit ihr umfassend mit dem Stand der Entwicklung auseinandergesetzt und im Nachgang erarbeitet, wie wir Digitalisierung strategisch in unser Curriculum mit aufnehmen können und müssen. Sowohl im Bachelor- als auch im Masterprogramm haben wir bereits entsprechende Änderungen vorgesehen. Im Bachelorprogramm bauen die Lehrenden nach dem jeweiligen Stand der Entwicklung die Digitalisierung gegebenenfalls selbst in ihre Lehrgebiete mit ein. Wir haben zudem eine Veranstaltung „Legal Tech“ im Wahlpflichtfachbereich geschaffen und planen den Wahlfachbereich zu Themen der Digitalisierung weiter auszubauen. Im Masterbereich sind wir sogar schon weitergegangen. Dort haben wir im ersten und zweiten Semester Module an die Anforderungen der Digitalisierung angepasst. Ab dem kommenden Wintersemester sieht das Curriculum im ersten Semester die Veranstaltung „Management der Digitalen Transformation“ vor und im zweiten Semester eine Veranstaltung mit dem Titel „Legal Tech“. So wollen wir sicherstellen, dass auch neben der Integration der Digitalisierung in den einzelnen Veranstaltungen die entsprechenden Bereiche fokussiert vertreten sind.
Schaar: Jetzt haben Sie ja schon das jüngste Kind dieses Legal Tech Wahnsinns, dieses Weges, dieser Geschwindigkeit ins Gespräch gebracht, das Design Thinking, das ist ja eigentlich nichts Neues...
Klodt-Bußmann: Sagt Ihnen der der Begriff etwas?
Schaar: Natürlich!
Klodt-Bußmann: Ja, leider verwehren sich viele der Juristen gegen den Begriff des (Legal) Design Thinking. Grundgedanke des Design Thinking ist ja der Entwicklungsansatz aus Perspektive des Verbrauchers, Nutzers, Klienten etc. . Wenn ich dieses mit anderen Juristen aufgreife wird häufig vertreten, das sei „ein alter Hut“, es verstehe sich seit jeher von selbst, dass nur Leistungen angeboten werden, die auch gebraucht werden... Naja, ich glaube hier wird verkannt, dass der Ansatz des Design Thinking gerade im Zuge der Digitalisierung und der in diesem Zusammenhang entwickelten Anwendungen eine ganz neue Bedeutung bekommen hat. Nicht alle Anwendungen richten sich an Juristen, sondern direkt an die potentiellen Klienten oder generell juristische Laien in den verschiedensten Alltags- und Berufsbereichen. Da häufig der Jurist bei der Anwendung überhaupt nicht mehr beteiligt ist, ist die Verbraucherperspektive die neue Herausforderung für zahlreiche entwickelte und zu entwickelnde Anwendungen im rechtlichen Bereich.
Schaar: Ja, diese Beobachtung kann ich teilen. LegalTech, RegTech, FinTech usw. ist überall ein Hype. Viele denken mit Information und Know-how wird unser Alltag schon gelingen. Weit gefehlt! Im Alltag kommt nur das an, was wir bereit sind, selbst zu geben. Ein bisschen anders denken reicht nicht, ein bisschen anders denken heißt nicht, wir sollen uns zurücklehnen und abwarten.
Klodt-Bußmann: Die junge Generation, unsere Studierenden, denken sehr pragmatisch. Zum Beispiel fragten sie mich neulich, ob ich doch bitte die Blätter bereits lochen kann, bevor sie ausgeteilt werden. Ich hätte als Studentin nicht mal nach ausgeteilten Blättern gefragt und habe die Frage daher an dieser Stelle auch als unangebracht erachtet. Die Studierenden sehen das ganz anders. Sie identifizieren eher emotionslos unpraktische Prozesse und suchen praktische Lösungen. In meinem Beispiel konnte und wollte ich mit der angefragten Lösung nicht dienen. Aber dieses Denken der jungen Generation hat in der Weiterentwicklung der Digitalisierung praktische Vorteile; die junge Generation ist teilweise schon mitten in der Umsetzung von denkbaren Lösungen, während „wir“ noch über solche Lösungen nachdenken müssen, vor allem in der digitalen Welt sind sie uns mit diesem Denken weit voraus.
Schaar: Strategie, Kommunikation und Nachhaltigkeit sind für mich Synonyme, die ich mit Enterprise Information Management verbinde. Auch und gerade in der digitalen Kommunikation sollten Werte wie Kultur und Anstandsproklamation nicht abhandenkommen. Insofern ist das Thema für mich auch in der Lehre anzusiedeln. Verbindlichkeit kommt durch Transparenz. Compliance gehört heute zum Wertekodex vieler Unternehmen. Wie erreichen oder gewinnen Sie dafür ihre Studierenden?
Klodt-Bußmann: Wir versuchen, die von Ihnen genannten Werte zum einen auf der zwischenmenschlichen, persönlichen Ebene vorzuleben und im Umgang mit den Studierenden weiterzugeben. Zudem sind die einschlägigen Themen Gegenstand zahlreicher Veranstaltungen wie etwa Compliance, Corporate Governance, Corporate Social Responsibility, Leadership, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wir legen zudem Wert auf analog gelebte Veranstaltungen, insbesondere in den Anfangssemestern. So haben wir insbesondere im ersten Semester des Bachelorprogrammes ein absolutes Handy- und Laptopverbot in den Veranstaltungen. Hiervon ausgenommen sind selbstverständlich Rechercheworkshops o.ä. Diese finden entweder in unserem PC-Labor statt oder die Studierenden bringen hierfür ihre eigenen Laptops mit. Bei allen Grundlagenthemen arbeiten wir folglich überwiegend in der alten Welt. Im Verfassungsrecht im ersten Semester etwa führen wir Diskussionen über Politik, Werte, über Grundrechte… einfach von Mensch zu Mensch. Unseres Erachtens liegt auch hierin ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Wirtschaftsjuristen mit den von Ihnen genannten Werten und Fähigkeiten.
Schaar: Sprache und Texte – ein juristisches Gut. Haben Sie Sorgen oder merken Sie die Auswüchse so mancher gesellschaftlicher Sprachverrohung?
Klodt-Bußmann: Grundsätzlich muss ich diese Frage leider mit „Ja“ beantworten, möchte jedoch differenzieren. Die Sprachverrohung, die man derzeit in der Politik beobachtet, ist bei uns an der Hochschule nicht das Hauptproblem. Wir beobachten bei den Studierenden leider zunehmend „etwas marode“ Sprachkenntnisse. Vor allem Rechtschreibung, Grammatik und Stil lassen bei vielen Studierenden – auch bei deutschen Muttersprachlern – zu wünschen übrig. Einen gewissen Anreiz, sich hier zu verbessern, schaffe ich etwa im ersten Semester durch Punktvergabe für Sprache in Klausuren…
Schaar: Nein.
Klodt-Bußmann: Doch, weil ich behaupte, Wirtschaftsjuristen müssen entweder Problemen vorbeugen, Problemlöser sein oder im Nachhinein Konflikte lösen. Welcher Konfliktlöser ist nur einen Cent wert, wenn er sprachlich nicht in der Lage ist, unmissverständliche Aussagen zu treffen. Deswegen muss der Wirtschaftsjurist, egal in welcher Form, ob er sich der neuen Techniken bedient oder die eigene Sprache verwendet, immer die absolut korrekte Ausdrucksweise finden. Und daran arbeiten wir hart. Leider bringen viele junge Leute diese sprachlichen Fähigkeiten, selbst absolute Grundlagen, nicht mehr aus der Schule mit, wie etwa korrekte Kommasetzung, Groß- und Kleinschreibung oder die Unterscheidung von „das“ und „dass“...
Schaar: ... sind Sie auch noch Deutschlehrer?
Klodt-Bußmann: [hahaha] teilweise. Sprache ist uns extrem wichtig. Die (vielleicht mit der Digitalisierung einhergehenden) abnehmenden Sprachkenntnisse bereiten uns Sorge. Aber ich denke in unserem Berufsfeld müssen wir an dieser Stelle hart bleiben… leider ernten wir hierfür von den Studierenden nicht immer Lob!
Schaar: Die Dankbarkeit kommt später...
Klodt-Bußmann: Vielleicht. Aber ich glaube, wir können für die junge Generation hier nur Wege aufzeigen und sie entsprechend fördern. Wir wissen selbst nicht genau, wo die Entwicklung hingeht. Ich bin wie gesagt der Ansicht, dass die Sprache in unserem juristischen Bereich wichtig bleibt, selbst wenn wir digitale Systemlösungen immer mehr zu unserem täglichen Wegbegleiter machen. Ein System ist nur so intelligent, wie es gefüttert wurde. Auch hier sind klare Inhalte gefordert, egal in welcher Form.
Schaar: Ja, und künstliche Intelligenz ist eine Kombination aus Technologie und den (Lern)Inhalten. KI lernt ständig durch den Lerninput und der kommt von uns Menschen. Das ist Chance für uns in Bezug auf Alltagstauglichkeit und Geschwindigkeit.
Klodt-Bußmann: Sicherlich. Zahlreiche hilfreiche Anwendungen sind bereits im Alltag vieler Rechtsabteilungen integriert wie etwa die automatisierte Aktenverwaltung, Dokumentenprüfung in der Due Diligence, die automatisierte Erstellung von Standardverträgen mit Hilfe von Templates und Musterklauseln, der Dokumentenvergleich in der Vertragsverhandlung etc., um nur ein paar Beispiele aus dem Bereich der Rechtsabteilung zu nennen.
Schaar: Stichwort Rechtsabteilung, die als Bindeglied in der administrativen Organisation immer mehr an Wertigkeit gewinnt. Der Wandel des Berufsbildes der Unternehmensjuristen „vom Legal Adviser zum Business Adviser“, vom Einzelkämpfer zum Teamplayer ist eine Herausforderung. Welche Botschaft vermitteln Sie Ihren Studierenden?
Klodt-Bußmann: Wir versuchen unsere Studierenden mit unserer Fächerkombination Recht und Wirtschaft genau auf diese Herausforderung in der Schlüsselstelle Rechtsabteilung vorzubereiten. Ergänzend spielen die Integration von Softskills und Englisch eine wichtige Rolle in unserem Curriculum. Aber auch die Arbeitsweise in Workshops, Case Studies, Projektarbeiten in Gruppen etc. sowie die besondere Auswahl von Prüfungsformen wie etwa Verhandlungssimulationen, Business Meetings, Referate oder die Simulation von Pressekonferenzen sind unseres Erachtens wichtige Studieninhalte auf dem Weg zum erfolgreichen Wirtschaftsjuristen.
Schaar: Wie fördern Sie den Persepktivwechsel hin zur Verantwortung, gerade im Masterstudium? Geben Sie also ein Leadership Training oder ähnliches auch gleich mit, was ja auch sehr praxisorientiert sein muss...?
Klodt-Bußmann: Ja, unser Mastercurriculum enthält eine Veranstaltung „Leadership“, sehr praxisnah in Zusammenarbeit mit Unternehmen. Zudem wird in verschiedenen weiteren Veranstaltungen der Perspektivwechsel vom Advisor zum Manager bewusst geschult und geübt. Dies soll die Studierenden befähigen, Entscheidungskriterien und Handlungsoptionen zu betrachten und aus unterschiedlichen Perspektiven praxisnahe Lösungen und Handlungsalternativen zu erarbeiten. Die Studierenden lernen bei uns zudem, sich den wirtschaftlichen und juristischen Herausforderungen gleichermaßen zu stellen. Aus diesem Grund werden einige Veranstaltungen gemeinsam von einem Jura- und einem BWL-Professor gehalten.
Schaar: Mutig und klar. Sie praktizieren einen Change Prozess von Theorie zur Praxis, also beste Vorbereitung auf den Berufs- und Unternehmensalltag, in dem immer mehr auch die Wertekultur ein wichtiger Motor von Recht und Compliance ist?
Klodt-Bußmann: Ja, das stimmt. Es geht um die fachliche und die persönliche Seite des Menschen. An beiden Seiten setzen wir an. Fachlich bilden wir auf den Rechtsgebieten gemäß unseres Lehrplanes sehr praktisch orientiert aus. Auf der persönlichen Ebene versuchen wir, stark zu stützen. Mein ganz großes Anliegen ist es, dass Menschen Rückgrat zeigen, eigene Meinungen einbringen und dazu stehen können. Ich versuche in mehreren ganz konkreten Beispielen aufzuzeigen, dass der aufrichtige Weg eventuell nicht immer mit dem schnellen Karriere-sprung vereinbar ist, aber mittel- und langfristig zum richtigen Ziel führt – mit Anstand, Moral und Recht.
Schaar: Okay. Wie sieht ihr potentieller Unternehmensjurist aus oder wie sieht ihr Wunschkandidat als Abgänger des Masterstudienganges die Welt seiner zukünftigen Aufgaben?
Klodt-Bußmann: Der Unternehmensjurist muss auf jeden Fall darauf vorbereitet sein, dass die Rechtsabteilung mehr und mehr auch eine Art Business Unit wird, die durch die digitalisierte Unterstützung in vielen Bereichen Erleichterungen erfährt. Er wird sich aber auch der Realität stellen müssen, dass die Kollegen im Unternehmen, die Mandanten der Rechtsabteilung, sich in der digitalisierten Welt immer häufiger eigenständig informieren können. Die Aufgabe der Rechtsabteilung verändert sich durch diese Wissensverlagerung erheblich. Entscheidend bleibt, dass der Wirtschaftsjurist durch seine Beratung im Unternehmen den Mehrwert des juristischen Gesamtkontextes liefert, diesen wirtschaftlich wertvoll und juristisch korrekt umsetzt. Diese Kombination wird immer die entscheidende Aufgabe der Rechtsabteilung bleiben.
Schaar: Wirtschaftlich wertvolle Zusammenarbeit im Unternehmen mit den verschiedenen Kernbereichen heißt nicht ohne Kernkompetenz. Verträge sind die Grundlage erfolgreichen Handelns hat man früher gesagt, den ehrbaren Kaufmann gibt es (leider) nur noch im Lehrfilm des vorherigen Jahrhunderts. Der gute alte Handschlag! Wie ist denn Ihre Meinung zur Positionierung von Verträgen. Wertvolles Gut, die Streitkultur Spielball jeglichem moralischem Verfalls oder wichtiges Streitelement in der Zusammenarbeit zwischen Partnern?
Klodt-Bußmann: Verträge werden selbstverständlich die Grundlage bleiben, in welcher Form auch immer, ob sie dann direkt als smart contract, irgendwo digitalisiert nach Blockchain Technologie laufen oder ob wir sie aufschreiben, persönlich signieren oder ob wir sie mit ein eSignature versehen, spielt keine Rolle. Gut verhandelte Verträge liefern die Grundlage des Zusammenarbeitens. Die besten Verträge sind diejenigen, die so gut ausverhandelt sind, dass sie in der Umsetzung „in der Schublade landen“, d. h. ohne Streitthemen gelebt werden können. Die Streitkultur ist in den einzelnen Unternehmen sehr unterschiedlich. Teilweise beobachtet man einen erfreulichen Trend hin zu präventiver Konfliktlösung in Form projektbegleitender Gremien, die im Vorfeld eines Streits Konfliktpotentiale aufgreifen und versuchen umgehend zu lösen, bevor ein Streitfall daraus wird. In einer positiv gefassten Vertragsklausel hierzu steckt erheblich wirtschaftliches und damit motivierendes Potenzial.
Schaar: Dafür gab es den Wirtschaftsnobelpreis 2016 für die Herren Holmström und Hart. Eine Verhaltensrevolution zu motivierenden Maßnahmen im Vertrag. Das Motivationselement, ist es das was Sie gerade beschrieben haben?
Klodt-Bußmann: Auf jeden Fall. Ein erfolgreicher Vertrag enthält in der Regel beide Komponenten, positive Anreize zur Vertragserfüllung sowie ein klares Haftungsregime für Schadensfälle.
Schaar: Schlagwörter der Digitalisierung haben Sie mehrfach genannt, eSignature, Blockchain, smart contracts haben Sie angesprochen, Sie sind also auf dem Laufenden! Sind Sie den Studierenden in Sachen der digitalen Welt voraus? Aus Überzeugung und Motivation oder nur der „Lehrpflicht“ geschuldet?
Klodt-Bußmann: [lacht] …aus Motivation und Überzeugung. Ich möchte den Studierenden im Lehrbereich auf jeden Fall voraus sein. Wenn wir ihnen einen guten Berufsstart ermöglichen wollen, kommen wir um die Kenntnisse im Bereich der Digitalisierung nicht herum. Aus diesem Grund baue ich u. a. auf Konferenzen das entsprechende Netzwerk aus und nutze diese zum Austausch mit Kollegen und Visionären.
Schaar: Und wo stehen wir im Deutschland der Digitalisierung? Nr. 1 oder Mittelalter? [Lachen]
Klodt-Bußmann: Ich denke, wir sind im europäischen Vergleich noch rückständig, aber nun endlich auf einem guten Weg, den wir etwas schneller als bisher gehen sollten, um den Anschluss nicht zu verlieren und wieder aufzuholen.
Schaar: …da schließe ich mich leider an. Aber wenn ich mich so umschaue, hier in Ihrer Fakultät, dann geht der Trend an Ihnen nicht vorbei. Man sieht, Sie sind bei der Digitalisierung ganz vorne mit dabei. Auch das IT-Labor lässt sich sehen. Alles im Lot?
Klodt-Bußmann: Wir konnten schon einiges erreichen, aber auch wir haben leider noch Aktenschränke. Man könnte sagen, wir sind noch in der Hybrid-Phase! [beide lachen].
Schaar: Ich möchte Ihnen ein Kompliment machen - auch an das Team. Ich finde, dass Sie eine sehr angenehme Atmosphäre haben, fast wie eine Kreativzone. Ist das Vertrauen in die Digitalisierung bei allen schon angekommen, alle machen mit? Oder sind Sie mittendrin im Veränderungsprozess mit viel Leidenschaft, Sorgfältigkeit und Respekt oder holen Sie die sprichwörtliche „digitale Keule“ raus?
Klodt-Bußmann: Die „digitale Keule“ holen wir nicht raus. Vielmehr versuchen wir nach und nach Teile zu digitalisieren wie etwa mit Hilfe unserer veranstaltungsbegleitenden Online-Lernplattform statt des Austeilens von Kopien. An der Hochschule testen wir derzeit die Videoaufzeichnung von Veranstaltungen. Ein ganzheitliches digitales System zum Informations- und Wissensmanagement wie etwa die von Ihnen angebotene Plattform ist sicherlich das langfristige Ziel. Endloses Suchen von Unterlagen sollte so bald der Vergangenheit angehören. Allerdings muss zur erfolgreichen Umsetzung ein solches System von allen als Chance und nicht als Last erachtet werden. Mit einem einfach zu bedienenden und umfassenden digitalen Lösungsansatz, um die Dinge bewusst und transparent für alle abzulegen, erreichen wir schon die erste Stufe. Schritt 2 und 3 und 4, die langfriste Organisationverbesserung durch automatisierte Abläufe, die Integration von KI und ergänzenden Bausteinen wie Blockchain wird uns gegebenenfalls über die Generation hinweg beschäftigen. Digitalisierung muss sich am Nutzen messen lassen, nicht nur an IT-Visionen.
Schaar: Ihre Antwort begeistert mich. Zeigt sie doch, dass Sie digitalen GMV gepaart mit Nutzenorientierung verbinden. Den Weg als Ziel zu formulieren, bedeutet entweder die Sieben-Meilen-Schuhe oder lieber den Weg der kleinen, vernünftig machbaren Schritte zu wählen. Was ist der Ihre?
Klodt-Bußmann: Ich würde vernünftig machbare Schritte bevorzugen. Der Weg der kleinen, aber bewussten Schritte, von der Planung bis zur Korrektur von Erwartungen und Ergebnisbetrachtung ist auf jeden Fall ein erfolgreicher Weg. Nicht bunkern, sondern transparent darlegen, öffnen und gestalten. Dies gilt bei uns an der Hochschule genau wie in den Unternehmen. Wir beobachten eine starke Nachfrage nach Legal Tech Themen für Abschlussarbeiten. Rechts- und Compliance-Abteilungen nutzen die Möglichkeit, von unseren Studierenden mögliche Digitalisierungsthemen aufzuarbeiten wie etwa die Frage nach dem passenden Vertragsmanagementsystem. Juristen als Projektleiter digitaler Veränderungen, kein Traum, sondern gelebte Praxis. Mit dieser Einstellung gehen wir täglich voran, sowohl die Lehrkräfte als auch die Studierenden.
Schaar: Ist also das oft beschriebene Generationsthema – digital Native & Immigrant – bei ihnen nicht präsent? Sind die unterschiedlichen Herangehensweisen, erfahrungsbehaftetes Methoden-denken oder unterschiedliches Changemanagement-Bewusstsein zwischen den Generationen keine Hemmschwelle digitaler Veränderungen?
Klodt-Bußmann: Doch. Diese Wahrnehmung teilen wir. Ob Angst, Misstrauen oder Wagemut, alles ist an der ein oder anderen Stelle und Entscheidung ablesbar. Ich glaube, dass man die Angst oder das Misstrauen der neuen Technik gegenüber auch respektieren muss und manche Menschen ein wenig intensiver „abgeholt“ werden müssen. Meines Erachtens darf man mit der Digitalisierung nicht warten bis die analoge Generation aus dem Arbeitsleben rausgewachsen ist. Vielmehr muss man Respekt und Rücksicht einfordern auch von der jungen Generation. Eine sehr gute Möglichkeit, auch Mitarbeiter abzuholen, die den Neuerungen noch skeptisch oder auch einfach hilflos gegenüberstehen ist meines Erachtens eine Hilfestellung wie etwa ihr - für mich sehr beindruckender - Einführungsfilm für Mitarbeiter für Ihres Kunden Burda [Anm. der Red.: www.youtube.com/watch?v=SeNAVRJ39Wg].
Schaar: Ja, wir sind stolz auf diese Erklärvideos und Praxisbeispiele, denn diese sind aus der Sicht des Nutzers, der Anwender gemacht und nicht durch die IT-Brille. Solche Erfahrungen werden Ihre ausgebildeten Bachelor und Master Wirtschaftsjuristen hoffentlich vielfach mitgestalten. Sie bereiten den Weg dorthin. Müssen Sie also Vorreiter sein, Visionär, Pragmatiker oder alles zusammen?
Klodt-Bußmann: Von allem etwas. Das macht meine, unsere Lehrtätigkeit in der jetzigen Zeit so interessant, spannend und vielschichtig. Wir lehren in einer Zeit des digitalen Umbruchs, in der wir gefordert sind, mit der Zeit zu gehen, aber auch alte Muster und Wege loszulassen. An dieser Stelle helfen uns häufig unsere Studierenden, die ihr Interesse und auch ihre Ideen auf die „neue Welt“ konzentrieren und uns damit auch wiederum inspirieren. Das große Interesse an unseren Studiengängen seitens der Studieninteressierten sowie die große und täglich wachsende Nachfrage nach unseren Absolventen motivieren uns und bestätigen uns auch auf unserem Weg.
Schaar: Frau Klodt-Bußmann, ich sage Ihnen herzlichen Dank für das interessante Gespräch. Es hat uns einen nachhaltigen Einblick in die Welt der juristischen Ausbildung gegeben, die wertvoll und praxisnah den unternehmerischen Herausforderungen im Bereich Wirtschaft, Legal & Compliance begegnet. Die Nähe zur Praxis, das Bemühen des Lehrkörpers den digitalen Alltag nicht nur zu erleben, sondern zu gestalten, ist in diesem Interview lebendig wahrnehmbar geworden.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit und weiterhin viel Erfolg in beruflichen und persönlichen digitalen Transformationsprozess.
Prof. Dr. Katrin Klodt-Bußmann ist seit 2012 Professorin und seit 2014 Studiendekanin für Wirtschaftsrecht an der Hochschule Konstanz und lehrt schwerpunktmäßig Internationales Wirtschaftsrecht, Alternative Streitbeilegung im internationalen Wirtschaftsverkehr, Contract Drafting and Negotiation sowie Mergers & Acquisitions. Seit 2018 ist sie darüber hinaus Associate Lecturer an der University of Technology, Sydney, im Fach World Trade Law. Katrin Klodt-Bußmann begann ihre Karriere 2001 als Rechtsanwältin in der M&A Praxis von Clifford Chance, war Geschäftsführerin für Recht & Fair Play bei der Industrie- und Handelskammer und mehrere Jahre, zuletzt in Wien als Head of Legal, für ein international führendes deutsches Industrieunternehmen für die Betreuung von internationalen Großprojekten, M&A-Vorhaben, sowie die Bereiche Risk Management und Insurance verantwortlich.
www.htwg-konstanz.de